30 Jahre Galerie Thomas Thomas Hühsam
Gruppenausstellung
Ausstellung verschoben bis auf Mitte 2. Jahreshälfte
Wo:
Frankfurter Straße 61
63067 Offenbach am Main
Gruppenausstellung
Ausstellung verschoben bis auf Mitte 2. Jahreshälfte
Wo:
Frankfurter Straße 61
63067 Offenbach am Main
Jim Avignon, Andrea Bender, Benjamin Burkard, Edgar Diehl, Till Freiwald, Roman Klonek, Christof Kohlhöfer, Andreas Lau, Antonio Marra, Dominik Meyer, Patrizio Porracchia, Oliver Raszewski, Nadine Röther, Dominik Schmitt, Kaya Theiss – das sind die Namen der Künstler, deren Werke die Galerie Thomas Hühsam zum dreißigjährigen Jubiläum zeigt. Und wer die internationale Kunstszene ein wenig verfolgt, bemerkt, dass die genannten Künstler bekannt sind im Kunstmarkt, ihre Werke zum Teil hoch gehandelt werden – aber vor allem sprechen sie ihre ganz eigene Sprache und vertreten damit individuelle Positionen. Einige der Künstler sind langjährige Wegbegleiter von Thomas Hühsam, andere hat er, immer auf der Suche nach außergewöhnlichen und zeitgemäßen Kunstwerken ist.
Nimmt man die comicartigen Gesellschaftssatiren des deutschen Pop-Art-Künstlers Jim Avignon, der sich gern als schnellsten Künstler der Welt bezeichnet oder die märchenhaften Rokoko-Interieurs in den zartfarbigen Gemälden von Andrea Bender, die am Städel bei Jörg Immendorf studierte, aber auch die malerisch virtuosen Verbindungen von Mensch, Natur und Maschine in mittelalterlich-prachtvolle Goldgrundmalerei von Benjamin Burkard – sie alle und ebenfalls die Werke der anderen ausgestellten Künstler sind einzigartig. Für deren imponierend unverwechselbare Bildsprache hat Thomas Hühsam ein untrügliches Auge und Gespür entwickelt. Er sieht, wenn ein Künstler sich in seinen Bildern, Skulpturen oder multimedialen Darstellungen eine eigene Welt erschafft, an der er sich abarbeitet. Solche Kunstwerke üben auch auf den Betrachter meist eine besondere Wirkung aus: Sie sind authentisch, meisterlich ausgeführt und geheimnisvoll zugleich. Außerdem sind sie von bleibender Kraft. Denn sie erzählen auch von dem Überlebenskampf, der hinter ihnen steht, zeigen jenseits von Glanz und Glamour die Härte im Kunstmarkt bzw. des Künstlerlebens.
Thomas Hühsam, der seine Galerie 1990 ursprünglich in Frankfurt am Main gründete, hat immer zeitgenössische Kunst gezeigt, die ohne Kompromisse entsteht, kreativ ist und für Diskussionen sorgt. Das war auch für ihn kein leichter Weg, aber ohne ein klares Profil hätte seine Galerie nicht 30 Jahre überlebt. „Mich muss etwas ansprechen und berühren“, sagt er. Inzwischen hat er über 100 Einzel- und Gruppenausstellungen realisiert – und ist immer noch neugierig.
Als er 1995 nach Offenbach kam, war er von der industriellen Vergangenheit und den Freiräumen der Stadt fasziniert. In Frankfurt gab es bereits viele etablierte Galerien und wenig, was als jung und wild gelten konnte. In Offenbach konnte er sich eine Wohnung für sich und seine beiden Kinder und dazu noch eine Galerie leisten. Und hier lernte er Oliver Raszewski kennen, der damals noch an der HfG studierte. Raszewski hatte mit Anfang der 90er Jahre mit anderen eine alte Fahrradgarage von Fabrikarbeitern zum Atelier gemacht. 1995 gründete man das Kunstprojekt Fahrradhalle mit Ausstellungen und Clubabenden – erstmals ein Kunstprojekt jenseits der Hochschule. Thomas Hühsam wurde auf die spannenden Ausstellungen aufmerksam. Er erkannte früh das Talent von Raszewski, der als Pionier der digitalen Kunst gelten kann, und engagierte sich mit ihm gemeinsam in zahlreichen weiteren Kunstprojekten wie im Netzwerk Offenbach oder im Orth für aktuelle Kunst. Gemeinsam mit anderen riefen die beiden auch die über die Stadtgrenzen erfolgreiche Kunstbiennale „Kunstansichten“ ins Leben. Damals wurde der Grundstein für Offenbach als Kreativstadt gelegt.
Ein weiterer Künstler, den Hühsam früh gefördert hat, ist Antonio Marra, der mit seinen einzigartigen reliefartigen Tableaus gleich mehrere spannende Perspektiven erzeugt und den internationalen Kunstmarkt erobert hat. Mit dem Beuys-Schüler Christof Kohlhofer, der seit vielen Jahren in Amerika lebt und seine dortigen Eindrücke ironisierend mit Airbrush-Technik auf Papier bringt, arbeitet er bereits seit 1994 zusammen.
Aber Thomas Hühsam ruht sich nicht auf den Lorbeeren der Vergangenheit aus. Er macht mutig weiter und vertritt einige sehr spannende junge Gegenwartskünstler wie Benjamin Burkard, Dominik Schmitt, Andrea Bender oder Nadine Röther, die bei Wolfgang Luy an der HfG Bildhauerei studiert hat. Die Techniken der ausgestellten Künstler sind dabei ebenso vielfältig wie ihre Themen: So überwiegt zwar die Malerei, es gibt aber auch Künstler wie Oliver Raszewski, der mit der Computermaus überraschende Strukturen und kontrastreich ineinanderfließende Farbflächen erzeugt oder Nadine Röther, die vor allem für ihre übergroßen Hasen-Skulpturen aus zusammengetackerten Holz- und Metallstücken bekannt ist.
Mit einem langen Atem und viel persönlichem Engagement hat sich Thomas Hühsam seine eigene Position in der Kunstwelt erarbeitet. Das liegt auch daran, dass das er an seine Künstler glaubt und sie mit behutsamer Kritik zur eigenen Stärke bringt. In der Jubiläumsausstellung, die am 28. März um 19 Uhr in der Frankfurter Straße 61 eröffnet wird, gibt es die geballte Ladung hochkarätige Kunst aus 30 Jahren Arbeit von Thomas Hühsam zu sehen. Das ist sicher einmalig in Offenbach und Umgebung. Man sollte die Gelegenheit nutzen, sich die eindrucksvollen Werke anzuschauen, die versammelt in den schönen Galerieräumen der ehemaligen Lederfabrik Ott bis zum 16. Mai zu sehen sein werden.
von Ingrid Walter – www.walter-wortware.de
erscheint im Magazin Mut&Liebe (Ausgabe 34) – www.mulionline.de